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Martin Overath, Mitglied der Geschäftsleitung der knowledgepark GmbH - Digitales Gesundheitswesen

„Spürbare Entlastung durch die Nutzung von TI as a Service“

Martin Overath von der knowledgepark GmbH über Erfahrungen mit TI as a service und was Kliniken daraus lernen können.

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Die Konnektorfarm in der Fremde als Lösung: Bereits 2018 hat das KfH mehr als 200 Dialysezentren in 15 Bundesländern über Konnektoren in einem einzigen Rechenzentrum an die Telematikinfrastruktur angeschlossen. Wir haben Martin Overath von der knowledgepark GmbH gefragt, was Kliniken aus den Erfahrungen lernen können.

Kurz vorab: Welche Rolle spielt die knowledgepark GmbH für das KfH?

Die knowledgepark GmbH ist 100% Tochter vom KfH – dem Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation – und für die IT beim KfH zuständig. Kernbestandteil sind die Entwicklung und der Betrieb des zentralen Dialyse-Informationssystems DISweb. Im Sommer 2017 standen KfH und knowledgepark vor einer gemeinsamen Herausforderung: Als der damalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe den Startschuss für die Telematikinfrastruktur für die Praxen mit einer verbindlichen einjährigen Anbindungsfrist versah, mussten wir kurzfristig in mehr als 200 Einrichtungen bundesweit die technischen und organisatorischen Voraussetzungen für den TI-Anschluss zu schaffen.

Zentralisierungs- und Standardisierungsprozesse als Grundlage für TI as a Service

Und auf diesem Weg entstand dann die Lösung der TI-Anbindung über ein einziges Rechenzentrum?

Einerseits wäre es kaum möglich gewesen, mit den vorhandenen Ressourcen neben den notwendigen Telematikinfrastruktur-Anpassungen im DISweb auch noch die Anbindung von TI-Konnektoren in 220 unterschiedliche lokale Umgebungen seriös vorzubereiten. Zum anderen liefen in der KfH-IT-Landschaft sowohl im Hardware- als auch im Softwarebereich bereits seit einiger Zeit erfolgreiche Standardisierungs- und Zentralisierungsprozesse, in die der Rechenzentrumsbetreiber Akquinet aus Hamburg eingebunden war. So entstand im Zusammenwirken mehrerer Beteiligter das Modell, die Konnektoren für alle 220 Dialysezentren und Praxen zentral ins Hamburger Rechenzentrum zu stellen und von Akquinet betreuen zu lassen. Das war die Geburtsstunde von TI as a Service. Seitdem bietet Akquinet immer weitergehende Dienstleistungen an, die den technischen und organisatorischen Aufwand aus der Praxis, Klinik oder Apotheke ins Rechenzentrum verlagert.

Zur Person: Martin Overath war nach Abschluss seines Informatikstudiums von 1990 bis 2005 Leiter der Softwareentwicklung am Universitätsklinikum Marburg. Von 2006 bis 2018 leitete er als CIO das Dezernat für Informations- und Kommunikationstechnologie des Universitätsklinikums Frankfurt/Main. Seit 2018 ist Martin Overath als Mitglied der Geschäftsleitung der knowledgepark GmbH für den Bereich „Medizinischer Arbeitsplatz“ zuständig.

Spürbare Entlastung: Vor Ort muss sich keiner um Probleme kümmern, das ist im Servicepaket enthalten

Welche Erfahrungen haben Sie mit dieser Variante in eineinhalb Jahren praktischer Nutzung gemacht?

Die Lösung arbeitet zuverlässig. Die Standorte sind über ein hochsicheres Netz mit dem Akquinet-Rechenzentrum verbunden. Mir ist nicht bekannt, dass es dort Ausfälle gegeben hätte. Wenn es in den Zentren und Praxen hakt, dann stellt sich oft die fehlende Bandbreite beim Netzzugang als Ursache heraus. Das wäre aber auch so, wenn der Konnektor im eigenen Haus stünde. Schwierigkeiten beim Verbinden von e-Health-Terminals und Konnektoren treten jedenfalls nicht häufiger auf, als wenn sich der Konnektor im Nachbarzimmer befände. Allerdings haben wir dann den Vorteil, dass sich vor Ort niemand mit dem Problem beschäftigen muss, weil sich Akquinet um die Verbindung kümmert.

Das zentrale Management von Kartenterminals und Zugriffsrechten im Rechenzentrum bringt viele Vorteile

Das ist Teil des Servicepakets?

Ja, das ist im Servicevertrag klar geregelt. Das bringt eine spürbare Entlastung. Und das KfH ist mit den Reaktionszeiten zufrieden. Inzwischen werden sogar die Praxiskarten – die SMC-B – vom Rechenzentrumsbetreiber gehostet. Im Zusammenspiel mit der von Akquinet entwickelten Management-Konsole ergibt sich ein deutlicher Zusatznutzen. Die Fehlerquote durch die Eingabe falscher PIN-Nummern oder anderer Bedienungsfehler, die im Zusammenhang mit der SMC-B stehen, sinkt. Insofern erleben wir echte Vorteile durch das zentrale Management der Kartenterminals und der Zugriffsrechte.

Martin Overath schätzt den Betrieb einer hauseigenen Konnektorfarm als herausfordernd ein

Wenn wir jetzt Kliniken betrachten: Ein Teil der Vorteile könnte auch in hauseigenen Konnektorfarmen – also im eigenen Rechenzentrum – zur Geltung gebracht werden.

Wenn Sie von der Entlastung des Personals in den Aufnahmen oder auf den Stationen sprechen, stimmt das. Allerdings benötigen Sie dann im Rechenzentrum auch eine umfassende Expertise im Hinblick auf die Telematikinfrastruktur, deren Anforderungen sich ja ständig weiterentwickeln. Und die sukzessive Einführung der vielen verschiedenen Anwendungen bringt ja immer wieder Anpassungsbedarf im Hinblick auf den Konnektor mit sich. Außerdem brauchen Sie personelle Kapazitäten, die sich um die jederzeitige Verfügbarkeit der Konnektoren kümmern. Das muss ein Haus immer mit Blick auf vorhandene Prozesse, Kompetenzen und Ressourcen entscheiden.

Anbindung an die Telematikinfrastruktur: Vorbereitung und bereichsübergreifende Zusammenarbeit sind das A und O

Wie lauten denn vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrungen die wichtigsten Hinweise an IT-Verantwortliche in Kliniken, die die Anbindung an die Telematikinfrastruktur noch vor sich haben?

Der wichtigste Punkt ist, dass man den Vorbereitungsaufwand nicht unterschätzt, der mit der Anbindung an die Telematikinfrastruktur verbunden ist. Und dass man wichtige Bereiche jenseits der IT schon in die Planung einbezieht. Da gibt es ja neben der technischen auch die organisatorische Seite: die Bestimmung neu zu definierender Standorte für Kartenterminals, die mit der Einführung der kommenden TI-Anwendungen notwendig wird – da müssen Abläufe und Prozesse stationsweise betrachtet und möglicherweise umgestaltet werden. Dazu die Prozesse rings um die Bestellung und Verwaltung diverser Karten – wie der SMC-B oder der Heilberufsausweise. Die PIN-Verwaltung – falls man sich nicht für TI as a Service entscheidet. Natürlich muss sich die IT um die Integration der Hardware und der ständig weiterentwickelten Software in die bestehende IT-Struktur kümmern. Aber die zuvor genannten Punkte müssen bereits im Vorfeld der TI-Einführung von anderen Bereichen im Hause mitgetragen werden.

Nehmen Sie in Kliniken, die Sie kennen, eine entsprechende Akzeptanz und Bereitschaft jenseits des IT-Bereichs wahr, sich mit diesen Themen zu beschäftigen?

Diese Bereitschaft ist sicherlich unterschiedlich ausgeprägt. Aber ich kenne einige Häuser, in denen Vorstände und Geschäftsführungen verstanden haben, dass man die IT-Mannschaft mit der Telematikinfrastruktur nicht allein lassen darf. Ich glaube auch, dass die Bereitschaft, die IT bei diesem Thema zu unterstützen, deshalb zunehmen wird, weil die vor der Tür stehenden TI-Anwendungen – wie die Speicherung von Notfall- oder Medikationsdaten auf den Gesundheitskarten – ja tatsächlich erlebbaren praktischen und medizinischen Nutzen für medizinisches Personal und Patienten mit sich bringen. Das ist bei der Einführungsanwendung, dem VSDM ja nicht wirklich der Fall.


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