Es ist eines der zentralen Projekte im Rahmen der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens: Der Messenger in der TelematikinfrastrukturSicheres digitales Netz des deutschen Gesundheitswesens … mehr erfahren (TISicheres digitales Netz des deutschen Gesundheitswesens … mehr erfahren), kurz TI-MessengerSicherer Kurznachrichtendienst der Telematikinfrastruktur … mehr erfahren. Er soll den ebenso schnellen wie sicheren Austausch im Medizinwesen ermöglichen. Die gematik hatte schon Ende 2022 spezialisierte IT-Dienstleister beauftragt, ein Referenzsystem für den TI-Messenger zu entwickeln. Über diesen Messenger sollen sich in Zukunft Ärzte und weitere Heilberufe einfach und dennoch sicher über die TI austauschen können. So könnte ein Hausarzt etwa mit einer Fachärztin die Behandlung eines Patienten besprechen, eine digitale Expertenrunde könnte sich per Chatgruppe zu einem Fall austauschen und die passende Therapie festlegen, oder das Team einer Pflegeinrichtung könnte sich zur Versorgung seiner Patienten oder Einsatzzeiten abstimmen. Geplant ist, dass der TI-Messenger in der ersten Stufe sektorübergreifend allen Heilberufen und medizinischen Einrichtungen mit TI-Zugang zur Verfügung steht. Mit ihm würde die sichere Kurznachricht in Krankenhäusern, Praxen und Pflegeeinrichtungen Einzug halten.
„Die ersten Messengerdienste stehen ab Q1 2024 zur Verfügung“ hatte die gematik auf ihrer Homepage angekündigt. Und tatsächlich wurde der TI-Messenger des Anbieters Famedly als Erster seiner Art jetzt Ende März zugelassen. Der TI-Messenger wird nun in der Modellregion für digitale Gesundheit in Hamburg und Umgebung eingeführt und getestet, so Dr. Florian Hartge, Geschäftsführer der gematik. „Mit der Zulassung unseres TI-Messengers gehen wir einen entscheidenden Schritt in die Digitalisierung des Gesundheitswesens. Es war uns wichtig, eine Lösung auf den Markt zu bringen, die mehr als nur die tägliche Kommunikation erleichtert. Unser TI-Messenger erfüllt nicht nur die hohen Datenschutzanforderungen, sondern ist benutzerfreundlich und integrierbar in bestehende IT-Systeme, um Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten“, so die Gründer von Famedly, Dr. Niklas Zender und Dr. Phillipp Kurtz.
Hohe Komplexität des Verfahrens
Weitere Anbieter stehen in den Startlöchern, mussten aber Famedly den Vortritt lassen. Mehr Transparenz in die Hintergründe der Verzögerung bringt Dr. Ralf Gieseke ein, Geschäftsführer der akquinet health service GmbH, einem der IT-Dienstleister, der in Kürze einen TI-MessengerSicherer Kurznachrichtendienst der Telematikinfrastruktur … mehr erfahren auf den Markt bringen wird: „Dass sich der Roll-out verzögert, liegt an der Komplexität des Verfahrens und der Abhängigkeiten“, sagt er. Schon Ende 2022 gab es eine Ausschreibung für eine TI-Messenger-Referenzumgebung durch die gematik. Akquinet hat für die gematik einen „Ur-Messenger“ erstellt. Wenn Unternehmen einen Messenger zulassen wollen, müssen sie nachweisen, dass dieser mit dem „Ur-Messenger“ der gematik reibungslos kommunizieren kann. Erst dann kann eine kontrollierte Inbetriebnahme erfolgen.
„Dass sich der Roll-out verzögert, liegt an der Komplexität des Verfahrens und der Abhängigkeiten.“
„Die Komplexität des Verfahrens und die Spezifizierung sind wegen der hohen Sicherheitsansprüche sehr anspruchsvoll. Es mussten noch spezielle Interferenzen geklärt werden, die sich im Rahmen der Implementierung aufgetan haben“, so Dr. Ralf Gieseke. Akquinet hat den eigenen TI-MessengerSicherer Kurznachrichtendienst der Telematikinfrastruktur … mehr erfahren auf der DMEA bereits vorgestellt, die Zulassung erwartet das Unternehmen im Juni 2024. Rund ein halbes Dutzend privater Anbieter befindet sich inzwischen im Zulassungsverfahren. Dazu gehören neben Akquinet die Bertelsmann-Tochter Arvato, die CompuGroup Medical (CGM), der Berliner IT-Dienstleister Famedly, m.Doc – die seit April zu 51 Prozent zu CGM gehört – und die Telekom.
Einen Imageschaden für das Gesundheitswesen, dass ohnehin schon bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich hinterherhinkt, vermag man etwa bei der CMG durch die Verzögerung nicht zu erkennen. „In einem komplexen Prozess, der über ein Jahrzehnt lang ausgerollt wird, kommt es immer wieder zu Verschiebungen in der Roadmap. Es geht um nichts Geringeres als den sicheren Austausch von medizinischen und anderen Daten zwischen allen relevanten Leistungserbringern“, sagt Frank Bremser, Pressesprecher der CompuGroup Medical SE & Co. KGaA. „Dieser Austausch muss den komplexen Strukturen unseres Gesundheitswesens gerecht werden. CGM begrüßt eine umfassende Qualitätssicherung und die Erprobung von Technologien. Wenn dies dazu führt, dass bessere und stabilere Produkte beim Anwender landen, dann ist dies aus unserer Sicht langfristig akzeptanzfördernd und nicht schädlich. Die TelematikinfrastrukturSicheres digitales Netz des deutschen Gesundheitswesens … mehr erfahren in Deutschland halten wir mit ihren hohen Sicherheitsstandards für einzigartig. Sie entfaltet jetzt schon einen hohen Nutzen, unter anderem durch die verpflichtende Einführung der eAUDigitale Umsetzung der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) … mehr erfahren und des E-Rezepts.“
Mit dem TI-Messenger werden Nachrichten sicher und vertraulich versendet
Die Erwartungen an den TI-MessengerSicherer Kurznachrichtendienst der Telematikinfrastruktur … mehr erfahren waren in der Tat von Beginn an hoch: Egal ob Arzt, Pflegekraft oder Apotheker – über den TI-Messenger sollen bald alle Gesundheitsberufe deutschlandweit in Echtzeit miteinander kommunizieren können. Von Rückfragen zur verordneten Medikation, Infos über vorliegende Laborbefunde oder Rückrufbitten: Mit dem TI-Messenger können kurze, aber wichtige Nachrichten im Medizinwesen in Zukunft als Textnachrichten versendet werden. Das spart auf allen Seiten wertvolle Zeit. Den Auftrag, einen sicheren Messenger im Gesundheitsbereich zu etablieren, hatte die gematik im Jahr 2021 durch das Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz erhalten.
Ob Smartphone oder Desktop-PC: Über den TI-Messenger können die Sofortnachrichten mit verschiedenen Endgeräten versendet und empfangen werden. Auch von unterwegs erreichen größere Datenmengen schnell den Empfänger. Institutionen erhalten den Zugang über eine SMC-B-Karte und können den TI-Messenger ihren Beschäftigten zur Verfügung stellen. Selbstständige können sich auch mit ihrem elektronischen Heilberufsausweis für den TI-Messenger registrieren. Medizinisch relevante Informationen können mit dem TI-Messenger dann so schnell und unkompliziert ausgetauscht werden wie bei WhatsApp oder Telegram. Sensible und vertrauliche Daten sind dabei aber sehr sicher: Jede Kommunikation über den TI-Messenger ist mehrfach vor dem Zugriff durch Dritte geschützt.
„Die Sicherheit und der Schutz der Daten stehen an oberster Stelle.“
„Der TI-MessengerSicherer Kurznachrichtendienst der Telematikinfrastruktur … mehr erfahren wird maßgeblich dazu beitragen, den Austausch zwischen Leistungserbringern zu vereinfachen und Abläufe in der Patientenversorgung zu beschleunigen. Beim TI-Messenger wird der Austausch von sensiblen Gesundheitsdaten erfolgen. Vor diesem Hintergrund ist es unerlässlich, dass die dafür vorgesehenen Lösungen sorgfältig konzipiert, entwickelt und getestet werden. Die Sicherheit und der Schutz der Daten stehen an oberster Stelle“, betont CGM-Pressesprecher Frank Bremser.
Vereinfachte interne Kommunikation
Ist eine Institution für den TI-MessengerSicherer Kurznachrichtendienst der Telematikinfrastruktur … mehr erfahren registriert, können alle Mitarbeitenden an den Kommunikationsdienst angeschlossen werden. So ist es etwa möglich, alle Beschäftigten per Broadcast-Nachricht zeitgleich zu erreichen oder sich untereinander schnell und unkompliziert auszutauschen. Aber auch individuelle Anwendungen sind möglich, sagt gematik-Produktmanager Timo Frank, verantwortlich für die TI-Messengerentwicklung: „Die Messenger funktionieren Anbieter-übergreifend. Hersteller können in dem Rahmen des Messenger 1.0 eigene Anwendungen entwickeln, die sich an den Bedürfnissen ihrer Kundinnen und Kunden orientieren.“
„Mit FHIR setzen wir für einen der zentralen Dienste der TelematikinfrastrukturSicheres digitales Netz des deutschen Gesundheitswesens … mehr erfahren auf DEN Standard für Interoperabilität.“
Die sogenannte „Interoperabilität“ der TI-MessengerSicherer Kurznachrichtendienst der Telematikinfrastruktur … mehr erfahren ist laut gematik ein Meilenstein für die sektorenübergreifende Kommunikation im Gesundheitswesen. Sie konnte ihn nur setzen, indem sie die Verwendung des frei nutzbaren Protokolls der Matrix.org Foundation vorsieht. Die Open-Source-Implementierungen des Protokolls sind bereits erprobt, beispielsweise von französischen Behörden, der Bundeswehr oder im Bildungswesen einzelner Bundesländer. Sämtliche zertifizierten Anbieter greifen dabei auf ein gemeinsames bundesweites Adressbuch, den Verzeichnisdienst (VZD), zurück, in dem sich mit wenigen Klicks die gesuchten Kontaktdaten, zum Beispiel von Krankenhäusern, Arztpraxen oder Apotheken finden. Der für den TI-Messenger notwendige FHIR-Verzeichnisdienst wurde bereits Mitte des vergangenen Jahres zugelassen. Der internationale Fast Healthcare Interoperability Resources (FHIR)-Standard unterstützt den interoperablen, digitalen Datenaustausch zwischen Softwaresystemen. Lina Rausch, Product Owner Verzeichnisdienst der gematik, erklärt: „Mit FHIR setzen wir für einen der zentralen Dienste der TelematikinfrastrukturSicheres digitales Netz des deutschen Gesundheitswesens … mehr erfahren auf den Standard für Interoperabilität. Damit gehen wir einen weiteren, wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer modernisierten, technischen Architektur für das Gesundheitswesen.“
Medizinische Einrichtungen über den Verzeichnisdienst finden
Der Verzeichnisdienst ist das zentrale Adressbuch für die TelematikinfrastrukturSicheres digitales Netz des deutschen Gesundheitswesens … mehr erfahren. Dessen Grundlage wurde durch das Patientendatenschutzgesetz 2020 geregelt. Über den VZD finden Nutzer die Kontaktdaten anderer medizinischer Einrichtungen schnell und einfach. So können sie per KIME-Mail-Dienst der Telematikinfrastruktur, mit dem Nachrichten, Dokumente und strukturierte Daten sic… … mehr erfahren oder TI-MessengerSicherer Kurznachrichtendienst der Telematikinfrastruktur … mehr erfahren ohne Umwege in den Austausch mit Kolleginnen oder Kollegen treten. Außerdem werden im VZD-Basisdaten (bspw. Adressdaten und Zertifikate) von Leistungserbringern wie Ärztinnen und Ärzten, Apothekerinnen und Apothekern sowie von Organisationen des Gesundheitswesens bereitgestellt. Nachdem diese ihre Einrichtung an die Telematikinfrastruktur angeschlossen und eine KIM-Mailadresse eingerichtet haben, werden ihre Kontaktdaten automatisch im Verzeichnis sichtbar. Es können auch einzelne Personen, wie z.B. Ärztinnen und Ärzte, kontaktiert werden.
Positive Messenger-Erfahrungen außerhalb der TI
Welchen Nutzen ein Messenger für Arztpraxen auf jeden Fall bieten kann, macht das Bespiel von Dr. Martin Deile deutlich (zum INTERVIEW). Der Facharzt für Allgemeinmedizin und Sportmediziner in Dresden nutzt in seiner Praxis einen privaten Messenger, der zum PraxisverwaltungssystemPrimärsystem für die digitale Organisation und Dokumentation des Praxisbetriebs … mehr erfahren Tomedo von der Zollsoft GmbH gehört. Das ist allerdings kein TI-MessengerSicherer Kurznachrichtendienst der Telematikinfrastruktur … mehr erfahren, sondern ein kostenloses Modul innerhalb der Praxissoftware, mit der innerhalb der Praxis kommuniziert werden kann. „Wir können damit aber eine Ende-zu Ende Verschlüsselung vom Arzt zum Patienten vornehmen. Auch die Kommunikation über die Sprechstunde hinaus findet über den Messenger statt, das ist sehr praktisch“, sagt Dr. Martin Deile. „So kann ich zum Beispiel Laborwerte, Überweisungen, Arztbriefe und Bescheinigungen digital versenden. Der Patient muss dafür nicht mehr in die Praxis kommen, wenn er mit der Praxis digital verknüpft ist.“ Die Situation in seiner Praxis hat sich dadurch enorm entspannt: „Wir haben deutlich weniger Stress für Patienten wie für die MFAs. Denn es kommen tatsächlich nur noch diejenigen Patienten in die Sprechstunde, die wirklich zum Arzt müssen“, so der Hausarzt. Er hofft jetzt, dass es künftig auch bei seinem Anbieter Zollsoft eine offene Schnittstelle über Matrix.org gibt, über die alle Funktionen der gematik auch in seinem Messenger freigeschaltet werden können.
„Wir haben deutlich weniger Stress für Patienten wie für die MFAs.“
Bis es so weit ist, können noch einige Wochen oder Monate ins Land gehen. „Derzeit ist der gesamte Markt gehemmt“, sagt Dr. Ralf Gieseke von Akquinet. Der künftige Akquinet-TI-Messenger soll jedenfalls mit speziellen Vorzügen aufwarten: „Wir liefern ein Software-Development-Kit mit, das es ermöglicht, problemlos die Integration des Messengers in die Praxis- und Krankenhaus-Verwaltungssysteme herzustellen.“ Wie viele Messenger deutschlandweit bis Ende 2024 installiert sein werden, ist laut Dr. Ralf Gieseke aktuell schwer zu sagen. „Aber wenn es 10 -15 Prozent aller Gesundheitseinrichtungen wären, wäre das ein großer Fortschritt für das Gesundheitswesen“, ist er überzeugt.
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